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Ulrike Meinhof wurde 1934 in Oldenburg als Tochter des Kunsthistorikers Dr. Werner Meinhof geboren. 1940 starb ihr Vater, 1948 ihre Mutter. Die Historikerin Renate Riemeck bekam die Vormundschaft über die damals 14-jährige Ulrike.
Nach dem Studium der Philosophie, Pädagogik, Soziologie und Germanistik in Marburg 1955/56, wobei sie von der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert wurde, engagierte sich Meinhof zunächst in der evangelischen Reformbewegung. 1957 wechselte sie zur Westfälische Wilhelms-Universität nach Münster und schloss sich dort dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) an. Sie wurde während der 1957 entstehenden breiten Protestbewegung gegen Pläne der CDU-Regierung unter Konrad Adenauer, die Bundeswehr atomar zu bewaffnen (vgl. auch Friedensbewegung), Sprecherin des "Anti-Atomtod-Ausschusses" in Münster. 1958 war sie kurze Zeit Mitglied des AStA der dortigen Universität. Sie veröffentlichte Artikel in verschiedenen studentischen Blättern, u.a. in "david" Blätter der studentischen Linken, herausgegeben von der SDS Gruppe in Münster. Ulrike Meinhof (um 1964) vergrößern Ulrike Meinhof (um 1964) Meinhof arbeitete von 1959 bis 1969 für die linke Zeitschrift "konkret", bei der sie von 1962-1964 Chefredakteurin war. Später gehörte Ulrike Meinhof zum Redaktionskollektiv der 883, dem Gegenblatt zur "Rote Presse Korrespondenz". 1970 produzierte Meinhof den Fernsehfilm Bambule, für den sie auch das Drehbuch schrieb. Hier kritisierte sie die autoritären Methoden der Heimerziehung ("Fürsorgeerziehung"), die in der Handlung des Films zu einer Revolte von weiblichen Heiminsassinnen führen. Das Drehbuch gilt auch als Parabel der zu der Zeit herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse und einer neuen Art von Klassenkampf. 1961 heiratete sie Klaus Rainer Röhl, den Herausgeber der Zeitschrift "konkret". Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor, die Zwillinge Regine und Bettina (Bettina Röhl ist heute Journalistin). Ende 1967 trennte sich Meinhof von Röhl und ließ sich 1968 von ihm scheiden. Beim "Frankfurter Kaufhaus-Brandstifterprozess", über den sie publizierte, lernte sie die dort angeklagten Thorwald Proll, Horst Söhnlein sowie die späteren RAF-Gründer Andreas Baader und Gudrun Ensslin kennen. Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke veröffentlichte Meinhof am 11. April 1968 in "konkret" den folgenden in Auszügen zitierten Kommentar, der exemplarisch für die spätere Radikalisierung ihrer Einstellung steht: "Protest ist, wenn ich sage, das und das paßt mir nicht, Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, daß das, was mir nicht paßt, nicht länger geschieht. (...) So ähnlich (...) konnte man es von einem Schwarzen der Black-Power-Bewegung auf der Vietnamkonferenz im Februar in Berlin hören. (...) Die Grenze zwischen verbalem Protest und physischem Widerstand ist bei den Protesten gegen den Anschlag auf Rudi Dutschke (...) erstmalig massenhaft (...) tatsächlich, nicht nur symbolisch - überschritten worden (...) Nun, nachdem gezeigt worden ist, daß andere Mittel als nur Demonstrationen, Springer-Hearings, Protestveranstaltungen zur Verfügung stehen, andere als die, die versagt haben, weil sie den Anschlag auf Rudi Dutschke nicht verhindern konnten, nun da die Fesseln von Sitte & Anstand gesprengt worden sind, kann und muß neu über Gewalt und Gegengewalt diskutiert werden. Gegengewalt, wie sie in den Ostertagen praktiziert worden ist, ist nicht geeignet, Sympathien zu wecken, nicht, erschrockene Liberale auf die Seite der Außerparlamentarischen Opposition zu ziehen. Gegengewalt läuft Gefahr, zur Gewalt zu werden, wo die Brutalität der Polizei das Gesetz des Handelns bestimmt (...) Der Spaß hat aufgehört." Meinhof wurde in der Folgezeit zunehmend radikaler und kompromissloser. Am 14. Mai 1970 nahm sie an der Befreiung Andreas Baaders teil. Sie schloss sich seiner Gruppe an, die sich als "Rote Armee Fraktion" in der Tradition der lateinamerikanischen Stadtguerilla sah, und den bewaffneten antiimperialistischen Kampf der Länder des Trikont in die Metropolen der Industriestaaten tragen wollte. Im illegalen Untergrund war Ulrike Meinhof von da an an Banküberfällen und Bombenanschlägen gegen "das System" des aus der Sicht der RAF imperialistischen Kapitalismus in der Bundesrepublik beteiligt. Anders als beispielsweise die Stadtguerilla der Tupamaros in Uruguay verlor die RAF schon bald einen konkreten Bezug zu potenziell sympathisierenden Kreisen, wodurch sie sich auch von den legalen linken Protestbewegungen der Zeit zunehmend isolierte. Am 15. Juni 1972 spürte die Polizei Meinhof in Langenhagen bei Hannover auf, wo sie in der Nähe des Berliner Platzes über eine gewisse Zeit bei einem Lehrer untergetaucht war, und nahm sie fest. Am 29. November 1974 wurde sie zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Diese verbrachte sie im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim. Obwohl die Haftbedingungen durch verschiedenste Ausnahmen stark erleichtert waren, kam in den Medien das Gerücht einer zum Teil strengen Isolationshaft in einem so genannten Toten Trakt auf. Am 9. Mai 1976 fand man sie in ihrer Zelle im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim tot auf. Nach den offiziellen Untersuchungen und Angaben hatte sie sich selbst erhängt. Die RAF sowie von Angehörigen in Auftrag gegebene Gutachten bezweifeln bis heute die offizielle Suizidversion. Die Todesumstände, aber auch die zeitgenössischen Meinungskämpfe sorgten für zahlreiche anderweitige Spekulationen, in denen auch ein behördlich organisierter Mord nicht ausgeschlossen wurde. Ulrike Meinhof wurde am 15. Mai 1976 unter der Anteilnahme von etwa 4000 Trauernden auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof in Berlin-Mariendorf (Planquadrat A) beigesetzt. Im Herbst 2002 entdeckte die Journalistin Bettina Röhl, dass das Gehirn ihrer Mutter nicht mitbeerdigt worden war. Stattdessen war das Gehirn jahrzehntelang in einer Pappschachtel mit Formalin aufbewahrt worden, und wurde erneut in einer Klinik in Magdeburg untersucht. Den Professoren wurde daraufhin von einer Ethik-Kommission untersagt, weiter an dem Gehirn zu forschen oder ihre bisherigen Forschungen zu veröffentlichen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart forderte das Gehirn von den Professoren zurück, äscherte es ein und übergab es den Angehörigen. Am 22. Dezember 2002 wurde das Gehirn von Ulrike Meinhof auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof beerdigt. [Bearbeiten] Bedeutung Aufgrund ihrer intellektuellen Schärfe und ihrer politisch-analytischen Fähigkeiten gilt Ulrike Meinhof in der Öffentlichkeit bis in die Gegenwart als das intellektuelle Haupt der RAF. [Bearbeiten] Zeitzeugen über Ulrike Meinhof „Sie war die erste Person in der Bundesrepublik, nachdem wir aus Polen 1958 nach Westdeutschland gekommen waren, die nach meiner Zeit im Warschauer Ghetto fragte. Wir trafen uns damals im Cafe Funkeck in Hamburg. Am Ende des Interviews, das viel länger dauerte, als ursprünglich geplant, hatte Ulrike Meinhof Tränen in den Augen.“ Marcel Reich-Ranicki siehe auch dazu: das Interview von Bettina Röhl mit Marcel Reich-Ranicki über seine Begegnung mit Ulrike Meinhof „Bei der ersten Begegnung mit Ulrike Meinhof sagte ich: Sie reden, wie ich es zuletzt von meinem nationalsozialistischen Führungsoffizier im Krieg gehört habe. Der erzählte uns von der Zukunft der Welt und Deutschlands Aufgaben dabei“ Joachim Fest Ulrike Meinhof war „... die größte deutsche Frau seit Rosa Luxemburg.“ Erich Fried „Mit allem, was sie getan hat, so unverständlich es war, hat sie uns gemeint.“ Gustav Heinemann |
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